Der Schlaf und das Herz

Jeder wünscht sich beim Zubettgehen eine ruhige Nacht ohne Störungen. Leider nimmt Schlaflosigkeit immer mehr zu. Dabei beeinflussen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen, arterielle Hypertonie und Hypotonie die nächtliche Ruhe. Mehrere Studien haben sich bereits mit diesem Thema beschäftigt.

Wer schlecht schläft, ist nicht nur müde und fühlt sich unausgeglichen – unruhige Nächte verursachen auch Stress und beeinträchtigen das Herz-Kreislauf-System. Leider nehmen Schlafstörungen und Schlaflosigkeit immer mehr zu. Heute weiß man, dass der Schlaf und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besonders Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, in einem engen Zusammenhang stehen. Eine Reihe von Forschungsergebnissen liefert den Beweis. Die Forscher untersuchten, ob Schlafstörungen und Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz) gemeinsam auftreten. Das Ergebnis: Wer Probleme beim Einschlafen oder Durchschlafen hat oder den Schlaf als nicht regenerierend empfindet, hat ein erhöhtes Risiko, eine Herzinsuffizienz zu bekommen. Die Wissenschaftler beobachteten mehr als 54.000 Norweger im Alter von 20 bis 89 Jahren über durchschnittlich mehr als elf Jahre. Die Studie kann zwar nicht beweisen, dass die Schlafstörung direkt für das erhöhte Herzinsuffizienz-Risiko verantwortlich ist – die Forscher halten dies aber für möglich. Denn: Der Zusammenhang zwischen Stressreaktionen des Körpers und dem Risiko für Herzkrankheiten könnte erklären, wie Schlafprobleme das Herzversagen mit auslösen. Mangelt es dem Körper aufgrund des fehlenden Schlafs an Ruhe, setzt er Stresshormone frei, deren erhöhte Konzentration sich negativ aufs Herz auswirken kann.

SCHLAFAPNOE UND HERZERKRANKUNGEN HÄNGEN ZUSAMMEN

Das mehrfache und längere Aussetzen der Atmung während des Schlafes wird als „Schlafapnoe“ bezeichnet. In den meisten Fällen werden die zeitweiligen Atemstillstände während des Schlafens durch eine Verengung der Atemwege verursacht, die sogenannte obstruktive Schlafapnoe.

Von einer zentralen Schlafapnoe sprechen die Experten, wenn es während des Schlafs zu einem Stillstand der Atemmuskulatur und des Zwerchfells kommt, weil „das Gehirn vergisst zu atmen“. Die Folge ist eine Sauerstoffunterversorgung des Blutes. Um die Diagnose einer Schlafapnoe zu sichern, wird der Schlaf des Betroffenen – zum Beispiel mit einem ambulant verwendbaren Messgerät oder in einem Schlaflabor – untersucht. Schlafapnoe ist angesichts seiner Verbreitung ein zu wenig diagnostiziertes Problem für Patienten mit Herzmuskelschwäche. Beide Krankheiten beeinflussen einander. Jeder vierte Patient mit stabiler Herzinsuffizienz stirbt innerhalb von fünf Jahren, wenn er nachts mehr als 15 Atemaussetzer-Episoden habe, so Forscher der Universität Würzburg. Das sind doppelt so viele wie bei Patienten mit weniger als 15 Episoden. Deshalb ist es wichtig, bei der Untersuchung von Herzpatienten zu fragen: „Hat Ihr Partner festgestellt, dass Sie schnarchen oder Atemaussetzer haben?“, und zweitens: „Sind Sie morgens unausgeschlafen oder tagsüber schläfrig – schlafen Sie zum Beispiel vor dem Fernseher ein?“ Auch nächtliches Erwachen mit Atemnot ist typisch für Schlafapnoe. Bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Schlafapnoe gibt es erste Hinweise auf verminderte Sterblichkeit, wenn sie mit einer Atem-Maske behandelt wurde. Diese stabilisiert durch kontinuierlichen positiven Atemwegsdruck das im Schlaf entspannte Gewebe im Nasen- und Rachenraum und hält es offen. Eine Schlafapnoe kann auch mit Zahnschienen, ähnlich Zahnspangen, oder einem Sportlermundschutz, behandelt werden. Die zweiteiligen, nach Gebissabdrücken hergestellten Zahnschienen halten Unterkiefer, Zunge und Gaumensegel während des Schlafes vorn. So bleibt der Rachenraum weit geöffnet, die schlaffen Rachenmuskeln werden stabilisiert und die Lunge wird wieder mit genügend Luft versorgt, um das Blut ausreichend mit Sauerstoff zu sättigen. Am wichtigsten für der Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms ist aber die Reduktion eines eventuell vorhandenen Übergewichtes, der Verzicht auf den abendlichen Alkoholgenus und das Vermeiden einer Einnahme von Beruhigungs- oder Schlafmitteln.

SCHLAFAPNOE UND BLUTHOCHDRUCK

Die Deutsche Hochdruckliga hat in ihren Leitlinien die Schlafapnoe als Ursache einer Hypertonie und Ursache für eine Therapieresistenz eingeordnet. Bei nahezu allen Apnoe-Patienten steigt nachts der arterielle Blutdruck an. Der Sauerstoffmangel löst eine Alarmreaktion aus: Das Stresshormon Adrenalin wird freigesetzt, die peripheren Gefäße verengen sich, der Blutdruck steigt an. Dieser nächtliche Gefäßstress führt dazu, dass der normale Rückgang des Blutdrucks über Nacht ausbleibt. Der Arzt kann dies am besten anhand einer Langzeitblutdruckmessung erkennen.

SCHLAFAPNOE UND HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN

Etwa 30 Prozent der Patienten mit Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, leiden gleichzeitig auch an nächtlichen Atmungsstörungen. Neuere Studien konnten beweisen, dass man Patienten mit Vorhofflimmern durch eine Behandlung der Schlafapnoe (mit Atemmaske oder Zahnschiene) helfen kann: Die Rhythmusstörungen treten seltener auf. Ob umgekehrt auch die Behandlung der Herzrhythmusstörung die Schlafstörung bessert, kann im Moment noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Eine Studie der Universität Bochum zeigte kürzlich, dass nach Elektroschock-Therapie von Vorhofflimmern die Schlafstörungen zumindest vorübergehend gebessert waren.