Graue Haare – erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit?

Graue Haare – erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit?

Graue Haare gehören zum Altern ebenso dazu wie vermehrte Falten im Gesicht. Als unliebsame Anzeichen des fortgeschrittenen Lebensalters werden sie gern mit Haarfarbe kaschiert. Eine aktuelle Studie ägyptischer Forscher zeigt nun: Der Zeitpunkt für das Ergrauen der Haare steht im Zusammenhang mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – insbesondere bei Männern.

Wissenschaftler rund um die Kardiologin Dr. Irini Samuel der Universität Kairo befassten sich mit der im ersten Moment ungewöhnlich scheinenden Frage, inwiefern eine bestimmte Haarfarbe – in diesem Fall graues Haar – Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen hat. Anhand einer Beobachtungsstudie konnten die Wissenschaftler tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Risiko für eine Erkrankung am Herzen und ergrautem beziehungsweise weißem Haar nachweisen. Demnach unterliegen Personen, die früh graue Haare bekommen, einem deutlich erhöhten Erkrankungsrisiko.

545 MÄNNER MIT VERDACHT AUF KHK UNTERSUCHT

An der Studie der ägyptischen Forscher nahmen 545 erwachsene männliche Probanden teil, die sich aufgrund des Verdachts auf eine koronare Herzerkrankung (KHK) mit einer Computertomographie und einer Koronarangiographie untersuchen ließen. Anschließend wurden die Teilnehmer anhand des Vorliegens oder Nicht-Vorliegens einer koronaren Herzerkrankung sowie der Menge der grauen Haare auf ihren Köpfen in Untergruppen aufgeteilt. Anhand eines „Whitening Scores“ von 1 bis 5 kategorisierten die Experten nach dem Anteil der grauen Haare – dabei stand Grad 1 für rein schwarzes und Grad 5 für rein weißes Haar. Ebenfalls erfassten sie Daten zu weiteren Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und familiären Vorbelastungen.

Das Ergebnis der Studie: Eine hohe Haaraufhellung (Grad 3 oder mehr) geht mit einem erhöhten Risiko von koronaren Herzkrankheiten einher – unabhängig vom Alter der Probanden und weiteren vorliegenden Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. Wenn die Haarfarbe vorzeitig verschwindet, ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Männern demnach erhöht.

GRAUE HAARE ALS HINWEIS AUF BIOLOGISCHES ALTER

Der Zusammenhang zwischen grauem Haar und Gefäßkrankheiten ist naheliegend: Als Zeichen der Alterung bleibt die Farbe aus, Alterung ist aber ebenso ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die zugrunde liegenden Prozesse beim Ergrauen gleichen denen des Verengens der Arterienwände: Eine beeinträchtigte DNA-Reparatur, Oxidativer Stress – ein Zuviel an reaktiven Sauerstoffverbindungen –, Entzündungen und Hormonveränderungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Nach den Erkenntnissen der Kardiologen lassen sich das Ergrauen der Haare und Arteriosklerose auf die gleiche Ursache zurückführen: Beide treten durch ähnliche biologische Mechanismen auf und die Anzahl der Neuerkrankungen steigt bei beidem mit voranschreitendem Alter.

VORSORGEUNTERSUCHUNG AUFGRUND VON GRAUEM HAAR?

Die Wissenschaftler erklärten, dass graues Haar, unabhängig vom realen Alter, ein Warnsignal für ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein kann. Sie hoffen, mit ihren Erkenntnissen dazu beizutragen, dass koronare Herzerkrankungen früher erkannt und behandelt werden.

Auch wenn die festgestellten Zusammenhänge relativ eindeutig sind, seien jedoch noch weitergehende Studien erforderlich, um die Assoziation zwischen grauen Haaren und koronaren Herzerkrankungen bei Patienten ohne andere Herz- und Gefäße betreffende Risikofaktoren zu bestätigen, so die Forscher – etwa um mehr über mögliche Umwelteinflüsse auf das Ergrauen von Haaren herauszufinden und genetische Ursachen zu ergründen. Zudem bedürfe es einer größeren Stichprobe sowohl mit männlichen als auch weiblichen Probanden. Im Sinne der Prävention raten die Ärzte der Kardiologisch-Angiologischen Praxis allen Risikopatienten, auch diejenigen ohne graue Haare, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.